Welche Aktivitäten und Spiele eignen sich für kurzsichtige Kinder?

Kurzsichtigkeit, auch Myopie genannt, wird bei Kindern immer häufiger diagnostiziert. Für Eltern stellt sich oft die Frage, wie sie ihr Kind im Alltag unterstützen können. Gerade die Freizeitgestaltung kann eine wichtige Rolle spielen – sei es, um die Augen zu entlasten, der Entstehung von Kurzsichtigkeit vorzubeugen oder einfach für Spaß und Bewegung zu sorgen. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, welche Aktivitäten und Spiele ideal für kurzsichtige Kinder sind und worauf Sie achten sollten.

Kurzsichtigkeit (Myopie) bei Kindern

Das Wichtigste in Kürze

  • Zeit im Freien ist essenziell: Mindestens zwei Stunden täglich im Tageslicht helfen, der Entstehung von Kurzsichtigkeit vorzubeugen.
  • Spiele und Aktivitäten, die das Sehen in der Ferne fördern, sind ideal – wie Ballspiele, Schatzsuchen oder Fangenspielen in der Natur.
  • Bildschirmzeit reduzieren: Begrenzen Sie die Zeit am Handy, Tablet oder Computer und achten Sie auf regelmäßige Pausen.
  • Regelmäßige Augenkontrollen sind wichtig, um die Sehstärke Ihres Kindes im Blick zu behalten und frühzeitig geeignete Maßnahmen zur Myopiekontrolle zu ergreifen.

So unterstützen Sie Ihr Kind spielerisch und sorgen gleichzeitig für gesunde Augen!

Warum sind passende Aktivitäten wichtig?

Kinder, die kurzsichtig sind, verbringen oft viel Zeit mit Aktivitäten im Nahbereich – beispielsweise Lesen, Malen oder Spielen am Handy oder Tablet. Diese Gewohnheiten können die Zunahme der Kurzsichtigkeit begünstigen. Viel Zeit im Freien und der Blick in die Ferne wirken sich also positiv auf die Sehgesundheit Ihres Kindes aus. Deshalb ist es besonders wichtig, einen Ausgleich zu schaffen und Kurzsichtigkeit und ihrer Zunahme vorzubeugen.

Die besten Aktivitäten für kurzsichtige Kinder

1. Spiele und Aktivitäten an der frischen Luft

  • Ballspiele wie Fußball oder Federball: Diese fördern nicht nur die Bewegung und Koordination, sondern auch den regelmäßigen Wechsel zwischen Nah- und Fernsicht. Das Auge schaut dabei viel in die Ferne, was im Gegensatz zum Nahsehen, Entspannung für die Augen bedeutet.
  • Naturerkundung: Gemeinsame Spaziergänge oder Fahrradtouren motivieren Kinder, ihre Umgebung in der Ferne zu erkunden, während sie gleichzeitig von natürlichem Tageslicht umgeben sind.
  • Alle Spiele draußen, die Spaß machen: Ihr Kind wird am meisten Zeit im Freien verbringen, wenn es Freude an den Aktivitäten hat. Überlegen Sie gemeinsam, welche Spiele oder Sportarten es besonders liebt. Ob Reiten, Frisbee, Fangenspielen, Skateboarden oder das Springseil – alles, was Bewegung und Tageslicht kombiniert, ist sinnvoll und fördert gleichzeitig die Augengesundheit.

2. Kreative Spiele für den Nah- und Fernwechsel

  • Schatzsuchen: Planen Sie eine Schatzsuche, bei der Ihr Kind Hinweise in der Nähe, besonders aber auch in der Ferne finden muss.
  • Bogensport oder Dart: Diese Aktivitäten trainieren gezielt die Fixation auf entfernte Punkte.

3. Nicht jedes Kind liebt Sport und Action: Interaktive Spiele ohne Bildschirm

  • Brettspiele oder Puzzle im Freien: Sie verbinden kreatives Denken mit der Möglichkeit, Pausen einzulegen und den Blick in die Ferne zu richten.
  • „Ich sehe was, was du nicht siehst“ in der Natur: Ein klassisches Spiel, das Kinder dazu bringt, in die Ferne zu schauen und Details in der Umgebung zu entdecken.

Worauf sollten Eltern achten?

Bildschirmzeit begrenzen
Versuchen Sie, die Zeit am Handy, Tablet oder Laptop zu reduzieren. Wenn diese Geräte genutzt werden, sollte der Bildschirm mindestens 40 cm vom Gesicht entfernt sein, und regelmäßige Pausen sind wichtig (z. B. durch Einhaltung der 20-20-20-Regel: alle 20 Minuten für 20 Sekunden in 20 Meter Entfernung schauen).

Tageslicht fördern
Mindestens zwei Stunden täglich im Freien können dazu beitragen, Kurzsichtigkeit vorzubeugen. Auch für bereits kurzsichtige Kinder ist dies vorteilhaft, da sie so weniger Zeit mit dem Handy oder anderen Nahsicht-Aktivitäten verbringen. Am besten klappt das mit Spielen und Aktivitäten, die Ihrem Kind Spaß machen.

Rücksprache mit dem Augenarzt halten
Neben einer gesunden Freizeitgestaltung ist eine regelmäßige Kontrolle der Sehkraft unerlässlich. Der Augenarzt oder Optometrist kann Sie beraten, welche Myopiekontrollmaßnahmen – wie spezielle Brillen, Kontaktlinsen oder Augentropfen – zusätzlich hilfreich sind. Die Kurzsichtigkeit Ihres Kindes sollte stets voll auskorrigiert sein, denn ein zu schwaches Brillenglas oder das Nichttragen der Brille kann die Zunahme von Kurzsichtigkeit begünstigen. Zudem sorgt eine klare Sicht dafür, dass Ihr Kind sicher und unbeschwert spielen kann – besonders draußen.

Fazit:

Kurzsichtige Kinder können genauso unbeschwert und aktiv sein wie andere Kinder – es kommt auf die richtige Auswahl der Freizeitgestaltung an. Spiele und Aktivitäten, die den Blick in die Ferne fördern, viel Tageslicht einbinden und Spaß machen, sind ideal. Gleichzeitig sollten Eltern darauf achten, Bildschirmzeit zu begrenzen und regelmäßige Augenkontrollen einzuplanen. Mit diesen Tipps können Sie Ihr Kind nicht nur unterstützen, sondern ihm auch eine abwechslungsreiche und gesunde Freizeit ermöglichen.

Fragen & Antworten

Ja, in den meisten Fällen gibt es keine Einschränkungen – entscheidend ist, dass Ihr Kind klar und scharf sieht. Die Brille sollte gut sitzen oder kann durch Kontaktlinsen ersetzt werden, um optimale Sicht und Bewegungsfreiheit zu gewährleisten. Für Sportarten mit erhöhtem Verletzungsrisiko (z. B. Kampfsport, Ballsportarten) sind Sportbrillen mit bruchsicheren Gläsern oder Kontaktlinsen eine sichere Wahl. Lassen Sie die Sehstärke regelmäßig überprüfen, damit Ihr Kind jederzeit die bestmögliche Korrektur trägt und uneingeschränkt sportlich aktiv sein kann.

Wenn Ihr Kind ohne Brille unsicher ist, sich schlecht orientiert oder entfernte Objekte nicht klar erkennt, wird es die Brille beim Spielen wahrscheinlich von selbst aufsetzen. Das größere Problem ist oft, dass kurzsichtige Kinder in der Nähe gut sehen und die Brille beim Malen, Basteln oder Lesen lieber abnehmen. Allerdings ist eine vollständige Korrektur auch im Nahbereich wichtig, da eine Unterkorrektur die Zunahme von Kurzsichtigkeit begünstigen kann. Besonders bei schnellen Sportarten oder bewegungsintensiven Spielen sind Kontaktlinsen eine gute Alternative – sie bieten ein uneingeschränktes Sichtfeld und verrutschen nicht wie eine Brille.

Längere Bildschirmzeit kann die Augen belasten und das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit begünstigen – vor allem, wenn zu wenig Pausen eingelegt werden. Dabei sind wahrscheinlich nicht die digitalen Geräte selbst das Hauptproblem, sondern die intensive Nahsicht über lange Zeiträume. Besonders Jugendliche neigen dazu, ihr Handy sehr nah vor die Augen zu halten und verbringen viele Stunden mit digitalen Medien. Wichtig ist daher, dass Ihr Kind regelmäßig in die Ferne schaut und ausreichend Zeit im Freien verbringt. Eine einfache Regel: Mindestens 40 cm Abstand zum Bildschirm oder Handy und alle 20 Minuten für 20 Sekunden (besser noch länger) in die Ferne schauen (20-20-20-Regel).

Eine helle, gleichmäßige Beleuchtung ist wichtig, um die Augen nicht unnötig zu belasten. Besonders bei Naharbeiten sollte der Bereich gut ausgeleuchtet sein, um eine Überanstrengung der Augen zu vermeiden. Natürliches Licht ist ideal, künstliche Beleuchtung sollte möglichst blendfrei und nicht zu schwach sein. Bei der Nutzung digitaler Geräte bietet es sich an, nicht wie üblich schwarzen Text auf weißem Hintergrund zu lesen, sondern weißen Text auf schwarzem Hintergrund. Wenn sich diese Änderung am Gerät vornehmen lässt, böte das einen angenehmeren Kontrast für die Augen.

Hierzu ist es wichtig, von einem Spezialisten (z.B. Optometrist) herausfinden zu lassen, welche Komponenten des Auges die Kurzsichtigkeit erzeugen. Wenn die Kurzsichtigkeit, wie in den meisten Fällen, durch ein zu starkes Augenwachstum hervorgerufen wird, ist es wie mit dem Körperwachstum: Ihr Kind wird mit zunehmendem Alter nicht kleiner werden, die Kurzsichtigkeit wird also nicht mehr zurückgehen. Dann gibt es auch keine wissenschaftlichen Beweise, dass spezielle Übungen helfen können. Sie könne aber dafür sorgen, dass Ihr Kind viele Pausen beim Lesen oder Nahsehen macht und viel Zeit draußen bei natürlichem Tageslicht verbringt. Eine Kurzsichtigkeit wird manchmal auch durch ein zu starkes Fokussieren (Akkommodation) der Augen zeugt, man spricht dann von einer „Pseudomyopie“. Wenn die Augen lernen, sich zu entspannen, kann es sein, dass Ihr Kind eigentlich gar nicht oder weniger kurzsichtig ist. In solchen Fällen können Übungen helfen, die Augen zu entspannen. Fragen Sie hierzu Ihren Optometristen.

Autorin
Ihre Sehtalent Expertin

Jessica Gruhl

M.Sc. Vision Science and Business (Optometry)
Spezialistin für Myopiekontrolle bei Avermann Contactlinsen

Jessica Gruhl ist Kontaktlinsen-Expertin bei Avermann Contactlinsen