Wie wählt man die richtigen Kontaktlinsen für ein Kind aus?16 Minuten Lesezeit

Können auch Kinder Kontaktlinsen tragen? Aber sicher! Die Auswahl hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab und sollte stets von einem Spezialisten durchgeführt werden.

Das Wichtigste in Kürze

  • Kontaktlinsen haben für Kinder viele Vorteile, denn sie
    • erleichtern sportlichen Kindern den erfolgreichen Weg in den Wettkampf- und Leistungssport.
    • ermöglichen ein großes, uneingeschränktes Gesichtsfeld.
    • verkleinern und vergrößern ein angeblicktes Bild nicht so sehr wie die Brille.
    • bieten bei hohen Sehstärken oft eine bessere Sehleistung.
    • machen jede Bewegung mit, bei jedem Wetter.
    • können bei kurzsichtigen Kindern das Verschlechtern der Sehstärke bremsen (Myopiekontrolle).
    • sorgen auch beim Wassersport für beste Sicht.
    • sind unsichtbar und wirken sich positiv auf das Selbstbewusstsein aus.
  • Bei fachgerechter Anpassung, guter Pflege und regelmäßigen Nachkontrollen, sind Kontaktlinsen sehr sicher und gut verträglich – auch für Kinderaugen.
  • Die Auswahl der am besten geeigneten Kontaktlinse erfolgt durch den Kontaktlinsenspezialisten oder Augenarzt. Sie ist komplex und von vielen Faktoren abhängig. Glücklicherweise gibt es zahlreiche Kontaktlinsenoptionen und sich stets weiterentwickelnde Technologien. Dadurch gibt es für nahezu jedes Auge passende Kontaktlinsen!

Welche Kontaktlinsen gibt es für Kinder?

Die gute Nachricht vorab: Es gibt auch Kontaktlinsen für Kinder! Die Auswahl unterscheidet sich eigentlich nicht von der für Erwachsene. So können auch Kinder sowohl weiche oder formstabile als auch orthokeratologische Kontaktlinsen tragen. Wichtig ist, dass die Kontaktlinsen zu den Augen passen und dass dies regelmäßig überprüft wird.

Weiche Kontaktlinsen

zeichnen sich durch ihre hohe Spontanverträglichkeit aus und werden meist von Beginn an nur wenig gespürt. Man unterscheidet Tages- und Monatslinsen, die täglich oder monatlich erneuert werden, von individuell angefertigten Halbjahres- oder Jahreslinsen. Letztere können passgenau für nahezu jede Sehstärke und Augenform maßgefertigt werden.

Für wen eigenen sich weiche Kontaktlinsen?

  • Besonders für sportliche und aktive Kinder.

Formstabile Kontaktlinsen

überzeugen mit Langlebigkeit und Robustheit und können sogar mehrere Jahre lang täglich getragen werden. Bei sehr hohen Sehstärken und besonders bei hohen Hornhautverkrümmungen sorgen formstabile Linsen meist für optimales Sehen. In Fällen hoher Sehstärke liefern Kontaktlinsen oft ein natürlicheres Sehen als die Brille. Auch bei trockenen Augen können formstabile Linsen meist über einen deutlich längeren Zeitraum getragen werden.

Für wen eigenen sich formstabile Kontaktlinsen? 

  • Besonders für Kinder mit höheren Kurz- und Weitsichtigkeiten.
  • Besonders für Kinder mit hohen Hornhautverkrümmungen (Astigmatismus)

Orthokeratologie-Kontaktlinsen

auch Nachtlinsen genannt, sind spezielle formstabile Kontaktlinsen, die über Nacht getragen werden und die Form der Hornhaut sanft modellieren. Nach Abnahme der Linsen am Morgen hält dieser Effekt an, sodass über den gesamten Tag klare Sicht gewährleistet wird – und das ganz ohne das Tragen von Brille oder Kontaktlinse während des Tages. Bei Kindern mit fortschreitender Kurzsichtigkeit können Nachtlinsen der weiteren Verschlechterung der Sehstärke vorbeugen.

Für wen eigenen sich Nachtlinsen? 

  • Besonders für sportliche und aktive Kinder.
  • Bei Kindern mit zunehmender Kurzsichtigkeit

Wovon hängt die Auswahl der Kontaktlinsen ab?

Jedes Auge ist einzigartig und so sollte auch die Auswahl der Kontaktlinsen – bei Kindern genauso wie bei Erwachsenen – ganz individuell getroffen werden. 

Es gibt Kinder, bei denen es aus gesundheitlichen Gründen notwendig ist, Kontaktlinsen zu tragen. Dies ist zum Beispiel bei Säuglingen der Fall, die mit einem grauen Star zur Welt kommen.

Für die meisten Kinder spricht meist medizinisch und therapeutisch nichts gegen das Kontaktlinsen-Tragen – dies ist jedoch vor der Anpassung von einem Spezialisten sicherzustellen. Sind die Augen für Kontaktlinsen geeignet, bieten die unsichtbaren Begleiter mehr Freiheit bei Sport und Spiel und häufig größere Zufriedenheit mit dem eigenen Aussehen.

Für die Auswahl relevant sind für den Kontaktlinsenspezialisten oder Augenarzt vor allem die Voraussetzungen des Auges, als auch das Umfeld, in dem die Kontaktlinsen getragen werden.

Zu den Voraussetzungen des Auges zählen die Höhe der Sehstärke, die Form des Auges, die Beschaffenheit des vorderen Augenabschnittes und des Tränenfilms, sowie mögliche medizinische Begründungen für das Linsentragen. 

Fragen zum Umfeld betreffen meist die Sport- und Freizeitgestaltung Ihres Kindes oder die Dauer der täglichen „Arbeit“ am PC. 

Natürlich spielen auch das Alter, die persönlichen Wünsche und das Budget eine Rolle und werden vom Kontaktlinsenspezialisten berücksichtigt.

Vorteile

  • Optimale Sehkorrektur auch bei hohen Stärken
  • Sehr gute Korrektur der Hornhautverkrümmung (Astigmatismus)
  • Sehr gute Sauerstoff-Versorgung der Hornhaut
  • Individuelle Maßanfertigung für eine optimale Passgenauigkeit
  • Lange tägliche Tragedauer möglich
  • Lange Nutzungsdauer von ca. 1-2 Jahren
  • Wenig Ablagerungen, die sich leicht entfernen lassen
  • Gut geeignet bei trockenen Augen
  • Sehr sicher

Nachteile

  • Längere Eingewöhnungszeit bei anfänglichem Fremdkörpergefühl
  • Eingeschränkte Nutzbarkeit in manchen Umgebungen (z.B. bei Staub oder Sportarten mit Körperkontakt)
  • Etwas höhere Verlustgefahr

Vorteile

  • Sehr hohe Spontanverträglichkeit
  • Schnelle Eingewöhnung
  • Einfachste Nachbeschaffung bei Bruch oder Verlust
  • Sehr sicher

Nachteile

  • Nicht bei jeder Sehstärke möglich (z.B. bei höheren Hornhautverkrümmungen)
  • Etwas weniger Sauerstoffdurchlässig als formstabile Linsen
  • Handling etwas schwieriger, da sehr dünnes Material

Vorteile

  • Sehr hohe Spontanverträglichkeit
  • Schnelle Eingewöhnung
  • Einfache Nachbeschaffung bei Bruch oder Verlust

Nachteile

  • Nicht bei jeder Sehstärke möglich (z.B. bei höheren Hornhautverkrümmungen)
  • Etwas weniger Sauerstoffdurchlässig als formstabile Linsen
  • Sehr geringes Infektionsrisiko

Vorteile

  • Gute Spontanverträglichkeit
  • Schnelle Eingewöhnung
  • Optimale Sehkorrektur auch bei hohen Stärken
  • Individuelle Maßanfertigung für eine optimale Passgenauigkeit

Nachteile

  • Etwas weniger Sauerstoffdurchlässig als formstabile Linsen
  • Teurer in der Nachbeschaffung bei Bruch oder Verlust
  • Geringes Infektionsrisiko
  • Höhere Neigung zu Ablagerungen

Vorteile

  • Tagsüber keine Sehhilfe nötig
  • Geringes Risiko für Bruch oder Verlust
  • Besonders praktisch für sportliche Kinder
  • Hält das Fortschreiten von Kurzsichtigkeit auf
  • Individuelle Maßanfertigung für eine optimale Passgenauigkeit

Nachteile

  • Nicht bei jeder Sehstärke möglich
  • Kostspieliger 
  • Geringes Infektionsrisiko
  • Am Anfang etwas zeitaufwändiger

Wie läuft die Kontaktlinsenanpassung bei Kindern ab?

Kennenlernen

Bei einem ersten, einstündigen Kennenlernen Ihres Kindes und seiner Augen werden gemeinsam die Wünsche, bisherige Vorgeschichte und aktuellen Lebensgewohnheiten besprochen – unverbindlich und kostenlos. Hier finden bereits erste Messungen statt, die in Verbindung mit einer gründlichen Untersuchung der Augen mit dem Biomikroskop die Eignung Ihres Kindes für das Kontaktlinsentragen feststellen lassen.

Vermessung der Augen

Zunächst findet eine exakte Vermessung der Sehstärke statt. Dies erfolgt direkt beim Kontaktlinsenspezialisten oder in Zusammenarbeit mit dem Augenarzt Ihres Kindes.

Um den am besten für die Augen Ihres Kindes geeigneten Linsentypen festzulegen, wird mit modernsten computerunterstützten Mess- und Diagnosemethoden anschließend die Form der Augenvorderfläche ermittelt. So können die für Ihr Kind passgenauen individuellen Linsen angefertigt oder aus vorkonfektionierten Standardlinsen die für Ihr Kind passende Linse ermittelt werden. Persönliche Problemfelder, wie zum Beispiel trockene Augen, werden im Vorfeld erkannt und können bei der Kontaktlinsenwahl berücksichtigt werden.

Anpassung der Kontaktlinsen

Nach der eingehenden Untersuchung des Tränenfilms, der Augenvorderfläche und der vorangegangenen Feststellung der Augenform folgt die ausführliche Beratung zu allen in Frage kommenden Kontaktlinsentypen – unter Berücksichtigung der ganz persönlichen Lebensumstände und Sehanforderungen Ihres Kindes. Zur Festlegung der Linsenpassform und Linsenstärke werden zunächst verschiedene Messkontaktlinsen aufgesetzt und anschließend die „richtigen“ Linsen für Ihr Kind gefertigt.

Abgabe der Kontaktlinsen

Während dieses Termins bekommt Ihr Kind seine Kontaktlinsen. Es erfolgt eine Überprüfung des Sitzes und des Seherfolges. Ihre Kontaktlinsenspezialisten nehmen sich viel Zeit, das Auf- und Absetzen und die Pflege mit Ihrem Kind und Ihnen als Eltern zu üben. Manchmal funktioniert es nicht beim ersten Mal – aber mit etwas Geduld und Vorfreude kann jeder das Handling von Kontaktlinsen lernen.

Kontrolle und Korrektur

Abhängig vom Kontaktlinsentyp werden die nächsten Kontrolltermine festgelegt.

Spätestens 14 Tage nach der ersten Linsenübergabe erfolgt ein Kontrolltermin, bei dem der Sitz, die Sehleistung und die Sehqualität überprüft werden. Sollten noch Probleme auftreten, dann werden weitere Daten ermittelt, um so den bestmöglichen Tragekomfort und das bestmögliche Sehen zu erzielen. Ein weiterer Kontrolltermin erfolgt spätestens nach etwa vier Wochen.

Halbjährliche Kontrolle

Damit Kontaktlinsen sicher sind und langfristig gut vertragen werden, benötigen sie eine professionelle Anpassung, richtige Pflege und regelmäßige Nachkontrollen. Kontaktlinsen-Routinekontrollen sollten mindestens in halbjährlichen Abständen stattfinden. Dies gilt besonders für Kinderaugen, bei denen sich wachstumsbedingt häufiger die Sehstärke ändert.

Ab welchem Alter können Kinder Kontaktlinsen tragen?

Mit Hilfe der Eltern können bereits Babys und Kleinkinder Kontaktlinsen tragen. In diesen Fällen liegen jedoch meist medizinische Gründe für das Linsentragen vor. Wenn ihr Kind eine „normale Sehschwäche“ hat und seine Brille nicht gerne trägt, dann ist das 6. oder 7. Lebensjahr meist genau richtig, um mit Kontaktlinsen zu starten. Eine Kurzsichtigkeit beginnt zum Beispiel meist im Grundschulalter. Hier gilt, dass das Kind so früh wie möglich mit speziellen Myopie-Kontaktlinsen oder –Brillengläsern versorgt werden sollte, die die Zunahme der Kurzsichtigkeit bremsen. Am Anfang wird Ihr Kind Ihre Unterstützung beim Auf- und Absetzen und Ihre Kontrolle bei der Pflege benötigen. Aber Kinder lernen sehr schnell und können meist bereits nach wenigen Tagen des Übens die meisten Schritte unter Aufsicht selbst erledigen. Mit 8 oder 9 Jahren können die meisten Kinder Handling und Pflege dann komplett übernehmen und benötigen keine ständige elterliche Kontrolle mehr dabei.